Sexualisierte Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches wie auch ein innerkirchliches Thema, wie die Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ (kurz „MHG-Studie“) 2018 eindrücklich dargelegt hat. Intervention, Aufarbeitung und Prävention lauten die Säulen zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Bistum Trier.
Insbesondere die Prävention ist ein wichtiger Bestandteil der Aus- und Weiterbildung von Haupt- und Ehrenamtlichen im Bistum Trier. Durch unterschiedliche Schulungsangebote werden Engagierte und Angestellte im Raum der Kirche über die Verhinderung von und den Umgang mit (Verdachts-)Fällen sexualisierte Gewalt informiert. Eine Möglichkeit insbesondere für beruflich und familiär zeitlich gebundene Personen eine Schulung im Bereich „Prävention“ zu absolvieren, ist eine Kombination aus einem etwa zweistündigem E-Learning und einer anschließenden vertiefenden Veranstaltung, die digital oder analog möglich ist. Mehr als 1.300 Personen haben seit Sommer 2020 an diesem sogenannten Blended Learning, das von der Fachstelle Prävention im Bistum Trier konzipiert wurde, teilgenommen; darunter Chorleiter*innen, Kommunion- und Firmkatechet*innen, Begleiter*innen von Jugendfreizeiten, Studierende der Theologie, und Mitarbeitende in Pfarreien.
Dunkelfeldforschungen schätzen, dass jedes fünfte Mädchen und jeder zwölfte Junge im Laufe des Lebens sexualisierte Gewalt erleben.
Daniel Bidinger, Pastoraler Raum Bad Kreuznach
„Diese Schulungsart soll dazu beitragen, dass die Teilnehmenden Informationen über das Thema erhalten, Grenzverletzungen wahrnehmen, benennen und stoppen können – und das durch einen vereinfachten Zugang über ein orts- und zeitunabhängiges digitales sowie interaktives Programm, das durch Rollenspiele und Übungen ergänzt wird“, erklärt Daniel Bidinger. Gemeinsam mit Elfriede Hautz ist Daniel Bidinger zuständig für die Prävention im Pastoralen Raum Bad Kreuznach. Ziel sei, dass Kirche mit ihren Angeboten ein sicherer Raum für Kinder, Jugendliche sowie schutz- oder hilfebedürftige Erwachsene ist. Dazu sei es notwendig, dass möglichst viele Personen wissen, was (sexualisierte) Gewalt ist, und wie sie frühzeitig eingreifen können, wenn sie etwas bemerken, was ihnen ein "komisches Bauchgefühl" macht und wissen, an wen sie sich wenden können, wenn sie Hilfe benötigen.
Kritische Situationen erkennen und stoppen
„Dunkelfeldforschungen schätzen, dass jedes fünfte Mädchen und jeder zwölfte Junge im Laufe des Lebens sexualisierte Gewalt erleben. Statistisch gesehen ist es sehr wahrscheinlich, dass jeder und jede ein Kind oder mehrere Kinder kennt, die in irgendeiner Form von Gewalt betroffen sind“, verdeutlicht Bidinger. Je mehr Menschen in diesem Bereich geschult sind, desto mehr erkennen problematische und kritische Situationen in ihrem privaten und beruflichen Umfeld. Alle Teilnehmenden leisteten somit einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft.